Ein Register für alle

Die DGUV vereinheitlicht die Mitgliedsnummern in Richtung eines einheitlichen Unternehmerverzeichnisses. Dabei hat sich die interdisziplinäre Arbeitsweise der SIGUV als Vorteil erwiesen.

Ab 2023 wird die gesetzliche Unfallversicherung eine einheitliche Unternehmernummer haben. So will es das 7. SGB IV-Änderungsgesetz vom Juni 2020. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist jetzt vollzogen: ein zentrales Verzeichnis aller Unternehmerinnen und Unternehmer  nach einem einheitlichen Ordnungsbegriff.

Für die SIGUV-Gemeinschaft waren und sind weiterhin viele Akteure mit der Anbindung des zentralen Registers befasst. Neben dem Fachboard Mitglieder und Beitrag, der Firma HDP und den Mitarbeitern in den Fach- / IT-Abteilungen haben seitens der BG ETEM Irina Michelsen und Christian Müller mit seinem Team zur erfolgreichen Umsetzung beigetragen. „Bisher hatten wir ein Unternehmensverzeichnis“, sagt Michelsen, „und zwar jede Unfallkasse und Berufsgenossenschaft ihr eigenes.“ Die neue Unternehmernummer kennzeichnet ab sofort die Unternehmerin bzw. den Unternehmer als führenden Eintrag im zentralen Verzeichnis. Dies gilt sowohl für natürliche als auch juristische Personen.

Dieser Paradigmenwechsel hat einige Vorteile. Führt eine Person zum Beispiel mehrere Unternehmen, werden diese alle unter einer Unternehmernummer zusammengefasst. Auch Doppeleinträge bei mehreren Berufsgenossenschaften werden vermieden. Dazu Christian Müller: „Unterliegt ein Unternehmen durch seine Branchenstruktur oder wegen gesetzlicher Ausnahmeregelungen mehreren BG-Zuständigkeiten, wird es jetzt nur noch einmal zentral erfasst.“

Große Herausforderungen

Eine solch grundsätzliche Umstellung ist natürlich mit einigem Aufwand verbunden. Der erste Schritt, die Initialbefüllung, ist vollzogen. Insgesamt sind DGUV-weit im zentralen Unternehmerverzeichnis (ZUV) aktuell etwa 4,6 Millionen Unternehmereinträge registriert – noch ohne die Daten der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau. „Jetzt besteht die Herausforderung darin, die Daten zu konsolidieren“, erklärt Irina Michelsen, „das heißt, zunächst, die Datenqualität verbessern, um anschließend die betreffenden Unternehmenseinträge unter einer Unternehmernummer zusammenzuführen und vorhandene Doppeleinträge zu bereinigen.“ Die Konsolidierungsphase startet im August dieses Jahres. Also eine Mammutaufgabe, wenn man bedenkt, dass zur Initialbefüllung im Februar bei ca. 50 Prozent der Einträge die Datenlage noch unvollständig war. 

Der Übergang vom alten zum neuen Registersystem wird schrittweise vollzogen. Mittelfristig werden beide gepflegt. „Da hängt viel dran“, sagt Michelsen, „jeder Arbeitsunfall, jede Betriebsbesichtigung wird der Mitgliedsnummer des Betriebes zugeordnet, nicht zuletzt der Zugang zum Extranet.“ Bis Ende 2022 kommunizieren die Unfallversicherungsträger (UVT) mit den Unternehmen noch mit ihrer bisherigen Mitgliedsnummer. Ab 01.01.2023 geht die Unternehmernummer in die Außenwirkung. Für das zweite Halbjahr 2022 wird eine Kampagne für Unternehmerinnen und Unternehmer geplant, in der ihnen das neue System vorgestellt werden soll.

Befürchtungen ausgeräumt

Für Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter in den Verwaltungen ändert sich schon jetzt die tägliche Arbeit. Michelsen: „Wird ein Unternehmen erfasst, erfolgt die Prüfung, ob bereits ein Eintrag besteht, im ZUV und die neue Nummer holt man aus der zentralen Datenbank.“ Die Befürchtung vieler Anwender, die Suche in einer so großen Datenbank könne länger dauern als man es bisher gewohnt war, hat sich nicht bewahrheitet. Bei derzeit durchschnittlich 30.000 Anfragen täglich – allein im Bereich der SIGUV – beträgt die Antwortzeit etwa eine halbe Sekunde.

Dennoch müssen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf das neue System und damit verbundene Veränderungen einstellen. Für Alleinunternehmer ohne Beschäftigte sind zum Beispiel künftig mehr Daten zu erfassen als bisher.

Bei der Realisierung des Vorhabens haben viele Akteure aller UVT mitgewirkt und wirken weiter mit. Die in der SIGUV-Gemeinschaft bewährte Arbeitsweise mit interdisziplinären Teams und Beteiligung der Fachboards ist dabei von Vorteil. „HDP hat die notwendigen Programmieraufgaben erledigt und wir haben die Schnittstellen geliefert“, sagt Christian Müller. „Das alles hat dazu geführt, dass wir als einer der ersten bereit waren für die Produktion.“

Zukunftsaussichten

Auf Bundesebene wird der Rahmen für die Errichtung eines Basisregisters für Unternehmensdaten und der Einführung eines zentralen Identifikators für Unternehmen („einheitliche Wirtschaftsnummer“) geschaffen. Damit sollen u. a. Statistikpflichten reduziert und Bürokratie abgebaut werden. Die vorbereitenden Tätigkeiten sind abgeschlossen. Die Gesetzliche Unfallversicherung (GUV) mit dem ZUV ist als ein bedeutendes Quellregister festgelegt. Mit einem fehlerfrei konsolidierten Datenbestand, über den Unternehmerinnen, Unternehmer und ihre zugehörigen Unternehmen eindeutig identifiziert werden können, und hoher Datenqualität wird das ZUV der DGUV bei der Umsetzung der Aufgabe der Modernisierung der Registerlandschaft in Deutschland eine wichtige Rolle spielen.